AMR Action Fund

Mit App gegen zu hohen Antibiotikaverbrauch

Angesichts aktueller Prognosen, die eine Verschärfung der antimikrobiellen Resistenz vorhersagen, nimmt sich der Plan von Wissenschaftlern der Universität Halle-Wittenberg ambioniert aus: mit einer App wollen Sie die Antibiotika-Resistenz um mindestens 20% senken.

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Bis zum Jahr 2050 könnten nach zwei in Lancet publizierten Studien auf Basis von 520 Millionen Datensätzen zwischen 2019 und 2021  Infizierter  gut 39 Millionen Menschen an Infektionen mit antibiotika­resistenten Keimen sterben. Die bislang aktuellste Studie aus dem  Jahr 2022 prognostizierte 27 Millionen AMR-bedingte Todesfälle. Bei weiteren 169 Millionen Menschen, so die aktuelle Studie,  könnten solche Infektionen dabei zumindest eine Rolle spielen. Das berichten Wissenschaftler um Christopher Murray von der University of Washington  und Samuel Kariuki vom Kenya Medical Research Institute in Nairobi in Lancet. Als entscheidende Ursache für die Zunahme von Resistenzen nennt die Gruppe den übermäßigen und unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin.

Genau dagegen gehen Kinderärzte der LMU München und der Universität Halle-Wittenberg vor, denen der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesauschuss (G-BA) im Jahr 2020 rund 7,7 Mio. Euro Fördergeld für 45 Monate zugesprochen hate. Mitte September ist die Projektförderung um weitere 24 Monate verlängert worden. Die Landesregierung Sachsen-Anhalts gibt nochmals 500.000 Euro dazu. Die  App des „TELEmedizinischen Kompetenznetzwerk Antibiotic Stewardship in PEdiatRics“ soll helfen, den Antibiotikaeinsatz bei Kindern und somit das Resistenzrisiko um mindestens 20% zu senken. Erste Validierungsergebnisse des Teams um die Projektleiter Prof. Dr. Johannes Hübner und  Dr. Martha Wildemann von der LMU sehen eine sehr gute Nutzung der TELEKASPER-App an insgesamt 35 beteiligten nicht-universitären Kinderkliniken. Aktive Nutzer griffen durch­schnitt­lich zehnmal pro Tag auf das System zu.

Im Rahmen des Antibiotic-Stewardship-Programmes werden die Antibiotika zielgerichtet eingesetzt. Hierzu muss zunächst der bakterielle Erreger nachgewiesen werden, der für die Infektion verantwortlich ist. So lässt sich ein geeignetes Antibiotikum finden und zugleich können Dauer der Therapie, Dosierung und Form der Antibiotika-Gabe optimal eingestellt werden. Fortschritte bei der Identifizierung von Antibiotika-Resistenzen binnen drei Stunden nach Blutabnahme durch kulturunabhängige Überwachung der Immunantwort meldeten spanische Wissenschaftler auf der SLAS Europe.

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